ZWISCHEN WERKBANK UND SINFONIE

Interview mit Holzblasinstrumentenmacher Timo Broghammer, Januar 2019

Timo, du bist bereits seit 10 Jahren als von den Kunden geschätzter Experte bei Mister Music Blasinstrumente im Einsatz. Seit 2016 leitest du zusammen mit deinem Kollegen Tobias Moosmann die Blasinstrumenten-Fachwerkstatt und bist darüber hinaus auch Ausbilder für Holzblasinstrumentenmacher. Hand auf’s Herz: War es schon immer dein Traum Holzblasinstrumentenmacher zu werden?

Ehrlich gesagt nein, da ich anfänglich gar keine Vorstellung von so einem interessantem Beruf wie dem des Holzblasinstrumentenbauers hatte. Letztendlich bin ich aber ungemein froh, dass mich mein Weg zu diesem Traumjob geführt hat! Maßgeblich Anteil daran hatten auch mein Kollege Tobias Moosmann sowie das gesamte Mister Music Team. 

 Es ehrt mich, als Ausbilder dieses traditionelle Handwerk weitergeben zu können und dabei zu sehen, wie sich durch neue Auszubildende die Kunst stetig weiterentwickelt.

 Wie sieht ein Tag im Leben eines Instrumentenmachers aus?

Im Grunde unterscheidet er sich nicht allzu sehr von dem anderer Handwerksberufe - außer, dass wir vielleicht mit der Arbeit an so etwas persönlichem wie einem Instrument eine gewisse künstlerische Verantwortung mittragen, die schlicht ein gewisses Fingerspitzengefühl verlangt.

 Es geht nichts über das gute Gefühl, wenn ein Musiker sein Instrument noch bei uns testet und man das strahlende Gesicht sieht, wenn das Instrument nach einem Werkstattaufenthalt im wahrsten Sinne des Wortes wieder „wie geschmiert“ läuft.

Wie geht man bei einer Reparatur vor, wenn der Fall nicht so offensichtlich ist? Wie findet man heraus, was genau an dem Instrument kaputt ist?

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Der einfachste Weg ist immer noch Testen. Das bedeutet, wenn der Schaden nicht offensichtlich ist, spielt man die Instrumente an und versucht sich in die Lage des Spielers zu versetzen und so herauszufinden, was dem Instrument fehlt. Durch jahrelange Erfahrung erkennen wir aber schon die meisten Probleme bei einer reinen Begutachtung. Es kommt aber trotzdem immer wieder vor, dass man vor neuen Herausforderungen steht und sich dann regelrecht „in das Instrument hineindenken“ muss.

Kam schon mal ein Kunde mit einem Schaden an seinem Instrument, bei dem du dich gefragt hast, wie zum Kuckuck ist das passiert? 

Das kommt tatsächlich gelegentlich vor. Vielen Kunden erzählen einem allerdings die dazugehörige Geschichte ohne Umschweife. Ein verzweifelter Kunde kam einmal mit einem Saxophon an, das wirklich „platt wie eine Flunder“ war. Dazu braucht es ordentlich Kraft, dass so ein Instrument nur noch 3 cm breit ist. Wie sich herausstellte, ist ein Baustellenfahrzeug darüber gefahren…

Welche Arten von Reparaturen & Services bietet ihr an? Könnte man sich ein individuelles Instrument fertigen lassen?

Wir bieten von Kleinreparaturen wie Korkerneuerung über Jahresinspektion, Grundreinigung, Teilüberholung bis hin zur Generalüberholung alles an, was mit Reparaturen im Blasinstrumentenbereich zu tun hat.

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Was im Instrumentenmacherhandwerk immer wichtiger und interessanter wird, sind individuelle Reparaturen, bei denen auch ausgefallene Wünsche, wie Speziallackierungen oder spezielle Oberflächenveredelungen ausgeführt werden. Viele Kunden möchten mittlerweile ihr eigenes Unikat und haben besondere, meist optische Wünsche. Das heißt, wir müssen flexibel agieren können, um dem Kunden alles bieten zu können. Dazu sind wir jedoch fast immer in der Lage. Es macht ausgesprochen viel Spaß, wenn ganz besondere Instrumente dabei kreiert werden.

Was wir auch anbieten sind Sonderanfertigungen, wie der Umbau von verschiedenen Mechaniken, die individuell auf den Kunden abgestimmt sind. Oder speziell bei Holzblasinstrumenten können zusätzliche Mechaniken verbaut werden, wie zum Beispiel die Nachrüstung einer Bechermechanik bei Klarinetten um die Intonation der untersten Töne E und F anzuheben.

Kannst du Instrumente noch sehen, wenn du Abends aus der Werkstatt kommst? Oder anders gefragt: Inwiefern spielt Musik außerhalb deines Berufes eine Rolle?

Zugegeben, es ist nicht immer einfach loszulassen nach Feierabend, da ich tatsächlich auch privat musikalisch viel um die Ohren habe. Ich spiele zum Beispiel in der Stadtkapelle in Binsdorf und beim Musikverein in Sulzbach. Außerdem bin ich noch aktiv bei der Band LauterBlech dabei und helfe hier und da noch bei diversen Musikvereinen aus. Musik spielt in meinem Leben eine sehr große Rolle und macht mir ungeheuer viel Freude. Die Grenzen zwischen Arbeit und Hobby zerfließen da schon recht häufig.

Was hat sich aus deiner Sicht bezüglich der Aufbewahrung und Pflege der Instrumente bewährt - wie kann man gewährleisten, dass man möglichst lange Spaß an seinem Holzblasinstrument hat?

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Das Wichtigste ist, dass man sich Zeit für die Reinigung nimmt und das Instrument nach dem Spielen nicht zu schnell einpackt - was leider sehr oft der Fall ist. Gerade dann passieren oft Dinge, welche die Lebensdauer des Instruments teilweise stark verkürzen.

Das Instrument sollte innen mit diversen Durchziehwischern gereinigt werden. Was ebenso wichtig ist: Das Instrument sollte nach jedem Spielen von Fingerabdrücken befreit werden um dem Lack und der Mechanik nicht zu schaden, da sich der Handschweiß im Laufe der Zeit durch den Lack fressen kann. Daneben bringt der Handschweiß die Mechanik zum Rosten. Also, immer gut abwischen und wenn alles sauber ist, sicher in den Koffer oder das Gigbag packen!

Regelmäßige Inspektionen und Grundreinigungen können, je nachdem wie sorgfältig der Kunde sein Instrument pflegt, die Lebensdauer teilweise enorm verlängern.

Was kann ich tun, wenn ich einen Notfall an meinem Instrument habe?

Am Besten samt Instrument bei uns im Laden vorbeikommen! Falls das nicht möglich ist, sind wir natürlich telefonisch, oder per E-Mail erreichbar. Am Telefon lassen sich bereits im Vorfeld die wichtigsten Dinge klären, damit wir schnell reagieren können.

Wir sind von Montag bis Freitag im Haus und können meist auch sehr kurzfristig Probleme lösen.


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